Service im Vipassana-Zentrum
- Pauline Linke
- 8. Nov. 2024
- 2 Min. Lesezeit
12 Tage ohne Handy, 10 Tage Schweigen
Nachdem ich Anfang des Jahres erstmalig einen 10-Tage-Vipassana-Kurs absolviert habe, entschloss ich mich nun im Oktober solch einen Kurs im Service zu begleiten. Ich wollte etwas zurückgeben, denn nach wie vor basiert dieses Konzept auf absolute Freiwilligkeit in Form von Geldspenden und ehrenamtlicher Arbeit. Zudem war ich neugierig auf die Einblicke der inneren Strukturen und Abläufe.
Nachdem sich alle Helfer kennengelernt und die unterschiedlichen Aufgabenposten verteilt worden waren, ging es für mich in der Küche weiter. Geschwiegen wurde unter den Servicetätigen kaum. Ich mochte den Austausch und war beeindruckt von der Zusammenarbeit. Doch Diskrepanzen bleiben in einem Miteinander nie aus, so also auch während dieses Kurses nicht. Um diese bestmöglich zu lösen, wurden abendliche Metta-Meditationen für den Service mit den Lehrern abgehalten. Ich habe sie geliebt, weil sie in mir an einem jedem Abend zu Ruhe und innerlichen Frieden verholfen hat. "Metta" bedeutet übrigens so viele wie "liebende Güte".
Die Service-Tätigkeit empfand ich alles andere als entspannt. Sie war viel mehr ein zeitlich anspruchsvoller, arbeitsintensiver, teils stressiger Abgleich des Alltags, eben nur mit weniger Ablenkungen (Handy, Musik, TV, PC etc.) und festen Zeiten zur Besinnung in Form von Meditation.
Mein Tagesablauf für die 12 Tage sah in der Regel wie folgt aus (je nach Aufgabenbereich kann dieser variieren):
04:00 | Gong - Aufstehen |
04:30-06:30 | Hallenaufsicht oder Dienst in der Küche |
07:30-08:00 | Frühstückspause |
08:00-09:00 | GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE |
09:00-12:30 | Dienst in der Küche |
12:00-12:30 | Mittag |
12:30-13:00 | Küchenmeeting |
13:00-14:30 | Hallenaufsicht oder Pause |
14:30-15:30 | GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE |
15:30-17:00 | Küchendienst oder Pause |
17:00-18:00 | Teepause |
18:00-19:00 | GRUPPENMEDITATION IN DER HALLE |
19:00-21:00 | Putzdienst oder Pause (zweitägiger Wechsel) |
21:30-22:00 | Metta-Meditation und Besprechung des gesamten Service-Team |
Neben neu erworbenen Kochkünsten habe ich auch wieder tiefe Einblicke und neue Perspektiven meiner eigenen Themen gewonnen. Auch ist mir ein Transfer der Meditationspraxis in den Alltag, durch die Service-Tätigkeit, wesentlich leichter und nachhaltiger gefallen.
Ich erachte es dennoch als wichtig sich bewusst zu machen, dass diese Kurse kulturelle wurzeln haben und von Personen gelehrt werden, die uns in vielerlei Hinsicht gleichen. Diese zwei Kurse verlangten viel von mir ab und trotzdem oder vielleicht gerade deswegen, ergaben sich positive Effekte auf mein Leben. Aufgrund der Rahmenbedingungen (Schweigen, kein Handy u. a.) und der tiefen inneren Entwicklungsprozesse kann ich mir derzeitig weiterhin vorstellen solche Kurse in Anspruch zu nehmen, auch wenn ich weiter Dinge hinterfrage, wie u.a. die verpflichtende Teilnahme an den Vorträgen.

„Alles kann man einem Menschen nehmen, außer seine letzte Freiheit: seine persönliche Haltung in jeder Situation selbst zu wählen.” - Viktor Frankl
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